„Die Dinge ein bisschen anders machen“: Partnerschaft zwischen NBG und Neamedia

Ab diesem Frühjahr bringen die fran­zösische Firma Neamedia und der deutsche Distributor NBG verschiedene Merchandise-Produkte in den deutschen und österreichischen Handel. Wir sprachen mit Neamedia-CEO François Bernard und NBG-Vertriebsleiter Thomas Schütterle über Marktstrategien, Price Points und den Kleinen Prinz.
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IGM: François, Thomas, eure Firmen starten eine Kooperation. Wie sehen eure Pläne aus?

François Bernard: Der deutsche Markt ist ein sehr wichtiger Markt, er ist einer der wichtigsten Märkte in Europa. Und die IPs, mit denen wir arbeiten, sind in Deutschland sehr bekannt – deshalb ist dieser Markt für uns von großer strategischer Bedeutung. Wir waren auf der Suche nach einem Partner und haben NBG getroffen. Wir haben dann schnell gemerkt, dass sie der perfekte Partner für uns sein können, weil sie sehr stark im Gaming-Business und sehr offen für neue Produkte sind. Das ist genau das, was wir wollen: Die Dinge ein bisschen anders machen.

Thomas Schütterle: Das gilt auch für uns. Games sind unsere zweite Natur, wir arbeiten gemeinsam mit vielen Publishern an physischen Produkten. Mit einer Firma wie Neamedia zusammenzuarbeiten – die starke IPs hat, zielgerichtet und leidenschaftlich ist – erscheint mir als perfekte Kombination. Sie haben großartige Ideen und sind sehr professio­nell in allem, was sie tun.

IGM: Was sind die wichtigsten Produktlinien und IPs, die NBG für Neamedia auf den deutschen Markt bringt?

Bernard: Vor ein paar Jahren haben wir unser Geschäft mit Lizenzprodukten unter dem Namen „Neamedia Icons“ gestartet. Das ist also ziemlich neu in unserem Portfolio. Unser Hauptgeschäft ist nach wie vor OEM – wir arbeiten im Hintergrund für Kunden wie Nintendo, Bandai Namco oder GameStop. Wir haben uns für die Entwicklung des Lizenzgeschäfts entschieden, weil wir wachsen wollen. Und wir werden dieses Jahr drei Produktreihen auf den Markt bringen. Die erste ist eine Reihe von LED-Leuchten – dafür arbeiten wir mit den Marken Cyberpunk 2077, The Witcher, Genshin Impact, PUBG und Assassin‘s Creed. Die Idee ist, ein Accessoire zu schaffen, das die SpielerInnen in der Nähe ihrer Gaming Stations haben können. Das erste Feedback ist sehr positiv – und wir werden dieses Sortiment weiter ausbauen.

Wir werden dieses Sortiment weiter ausbauen

 

IGM: Was ist die zweite IP?

Bernard: Die zweite IP ist Netflix. Wir haben eine Vereinbarung mit der Firma, Produkte rund um drei ihrer Marken zu entwickeln. Eine davon ist Stranger Things, eine weitere One Piece und eine dritte Squid Game. Für diese Marken werden wir sogenannte „chill Kits“ herstellen. Es handelt sich dabei im Grunde um Boxen mit exklusiven Gegenständen, mit deren Hilfe die Fans ihre Lieblingssendungen unter bestmöglichen Voraussetzungen anschauen können. Dazu wird es vielleicht eine coole Decke, eine Sporttrinkflasche, eine exklusive Figur, Aufkleber zur Computerdekoration und weitere Dinge geben. Dieses Produkt wird unserer Meinung nach für Retailer äußerst interessant sein. Die dritte IP, mit der wir arbeiten, ist Genshin Impact. Wir halten das für ein sehr vielversprechendes Produkt, eine sehr vielversprechende Marke. Der Entwickler miHoYo ist eine chinesische Firma, das Spiel ist weltweit sehr erfolgreich – und momentan gibt es nur sehr wenig offizielles Merchandising rund um diese Marke. Zuerst werden wir die Icons Lights auf den Markt bringen, aber anschließend wird es dazu auch zwei Sammelfiguren geben, die ikonische Szenen aus dem Spiel darstellen – diese werden zum Jahresende hin veröffentlicht. Und bei allen diese Marken arbeiten wir mit NBG zusammen.

IGM: Thomas, wann genau kommen die ersten Neamedia-Produkte nach Deutschland?

Schütterle: Wir sind schon ziemlich weit mit dem Listing für den Einzelhandel. Der erste Retail-Partner wird MediaMarktSaturn sein – dort launchen wir die Icon Lights im April. Der nächste, Müller, wird die Icon Lights ebenfalls anbieten. Im Herbst wird Thalia die Produktpalette zu Der Kleine Prinz ins Sortiment nehmen.

IGM: Wann kommen die chill Kits in den deutschen Einzelhandel?

Schütterle: Ebenfalls im Herbst! Der Einzelhandel ist ziemlich glücklich darüber, diese Boxen als Weihnachtsgeschenke anbieten zu können. Fast jeder Retailer, dem wir diese Kits gezeigt haben, ist darauf gespannt, sie anzubieten.

IGM: Die chill Kits ähneln also Collector‘s Editions bei Games ...

Bernard: Sie ähneln ein bisschen einer Spielebox, aber das Produkt wird wirklich zusammen mit Netflix entwickelt. Netflix unterstützt dieses Produkt sehr, die Produktentwicklung findet gemeinsam mit deren Team statt. So soll sichergestellt werden, dass alle Produkte für die Fan-Gemeinde relevant sind – und auch wirklich nah dran sind am Filmeschauen zuhause, ob nun allein, mit der Familie oder mit Freunden.

Schütterle: Wenn man in der Vorweihnachtszeit zu Rituals oder Douglas geht, um Kosmetik zu kaufen, dann findet man so viele verschiedene Boxen mit ganz unterschiedlichen Items – das erleichtert es den Leuten sehr, wenn sie ein Geschenk von einer bestimmten Marke suchen. Ich nehme an, so etwas Ähnliches wird mit den Netflix chill Kits passieren. Wenn die Leute also wissen, dass jemand in ihrer Familie eine bestimmte Netflix-Serie bevorzugt, dann bietet sich das als Geschenk an. Mit ihren qualitativ hochwertigen und exklusiven Items sind die chill Kits perfekt für den physischen Retail, denn diese Produkte haben bei KonsumentInnen ein großes Impulskauf-Potenzial.

Ein großes Impulskauf-Potenzial

 

IGM: Die Netflix-Produkte sprechen demnach ein ähnliches Publikum an wie Games ...

Bernard: Ja, prinzipiell richten sich alle unsere Lizenzprodukte an junge Erwachsene. Also Leute zwischen 18 und 40, auch wenn die Grenzen dabei fließend sind. Wir versuchen, uns auf diese Zielgruppe zu konzentrieren. Aber Thomas hat vorhin den Kleinen Prinz erwähnt. Diese IP ist ein wenig anders, weil sie französisch ist und weil das Publikum etwas älter ist. Der Kleine Prinz ist in vielen Ländern eine sehr starke IP. Dabei handelt es sich nicht wirklich um ein Produkt, das man für sich selbst kaufen würde. Es ist eher etwas, das eine Mutter oder Großmutter für ein Kind oder ein Enkelkind kauft. Menschen, die dieses Produkt kaufen, wollen den ihnen nahestehenden Personen gewissermaßen eine Botschaft über universelle menschliche Werte senden. Deshalb funktio­niert diese IP etwas anders. Wir sind sehr glücklich, nun schon seit zehn Jahren mit dem Antoine de St-Exupéry Estate an diesem IP-Evergreen zu arbeiten.

IGM: Die Figuren von Der Kleine Prinz gibt es in verschiedenen Größen und Materialien ...

Bernard: Ja, unsere Produktpalette für Der Kleine Prinz ist ziemlich groß. Sie startet mit kleinen Figuren, kleinen Spielzeugen, die um die 15 Euro kosten – und reicht bis hin zu Sammlerstücken und Deko-Artikeln, die rund 89 Euro kosten und aus Kunstharz bestehen. Wir haben auch eine Reihe lebensgroßer Statuen, die 1,1 Meter hoch sind und aus echtem Eisen bestehen – sie sind für die Innendekoration bestimmt. Wir haben uns für einen künstlerischen Ansatz entschieden, durch den das Produkt in viele Wohnungen passt. Die Idee ist, die Statue zu einer Art Begleiter zu machen, den man zum Beispiel im Wohnzimmer aufstellen kann. Unser Studio arbeitet auch gerade an einem neuen Design mit dem Titel „Le Petit Prince Voyageur“.

IGM: Werden diese Figuren in Deutschland exklusiv in den Thalia-Buchhandlungen erhältlich sein?

Schütterle: Sie sind möglicherweise auch für viele andere Retailer interessant. Wir starten mit Thalia, weil die Firma sehr erpicht darauf war, dieses Produkt und diese IP anzubieten. Der Kleine Prinz wird dieses Jahr 80, deshalb wird er im Herbst sehr stark im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, zum Beispiel bei der Frankfurter Buchmesse.

Wir haben uns für einen künstlerischen Ansatz entschieden

 

IGM: Sprechen wir ein bisschen über die Neamedia Icons. Thomas, wie ergänzen diese das NBG-Portfolio?

Schütterle: Der Markt für physische Games geht zurück. Um das zu kompensieren, bringen wir tendenziell immer mehr Produkte mit Games-Bezug in den Einzelhandel. Folglich ist die Zusammenarbeit mit Neamedia eine großartige Gelegenheit, unser Portfolio auszubauen. Sie hilft uns, das Business zu stabilisieren – und IPs und Merchandise in diesen Wachstumsbereich des Marktes zu bringen.

IGM: Für diesen Warentyp ist in den Retail-Regalen also immer mehr Platz ...

Schütterle: Ja, der Einzelhandel muss den Platz für physische Entertainment-Produkte wie CDs, DVDs und BluRays zugunsten anderer Produktkategorien reduzieren. Merchandise wächst in Deutschland deutlich. In anderen Regionen ist es schon viel größer, zum Beispiel in UK, wo es schon Massenmarkt-Niveau hat – aber in Deutschland wächst diese Produktkategorie noch immer zweistellig pro Jahr. Die deutschen Retailer sind sehr stark an Merchandise-Produkten interessiert. Sie haben große Läden und müssen viele Quadratmeter Verkaufsfläche füllen.

IGM: Geht es bei den Neamedia Icons auch darum, wie man sie am besten am PoS präsentiert? Solche Lampen lassen sich ja mit dem passenden Atmosphäre – dem passenden Ambiente – besser präsentieren.

Schütterle: Absolut! Für den Einzelhandel ist das eine Herausforderung. Wir starten diese Produkte jetzt, ohne dass die Retailer ein detailliertes Konzept und entsprechende Regalmeter haben, um sie im Laden zum Leben zu erwecken – etwa mit einem dunklen Hintergrund und einer schönen Atmosphäre, in der sie präsentiert werden. Um sie im Laden einzuschalten, braucht man auch entsprechende Stromanschlüsse. Wir arbeiten aber – zusammen mit Neamedia und unseren Retail-Partnern – an einem speziellen Konzept. Ziel ist, den KonsumentInnen die Produkte möglichst schön zu präsentieren, sie vom Kauf der Produkte zu überzeugen. Unser Job ist erst dann getan, wenn die Lampen bei den KundInnen zuhause auf den Schreibtischen stehen.

Bernard: Ich finde das auch sehr wichtig. Wir diskutieren darüber und arbeiten daran. Eine der Besonderheiten dieser Lampen ist ihre vollständige Mobilität: Sie müssen also nicht ständig an die Steckdose angeschlossen sein. Und genau das müssen wir den KundInnen im Laden zeigen.

IGM: Man kann die Lampen also auf Partys oder zu Freunden mitnehmen ...

Bernard: Genau. Man kann sie per USB aufladen, wo immer man möchte, aber sobald sie aufgeladen sind, kann man sie überallhin mitnehmen. Sie halten zwischen acht und 12 Stunden – und man kann sie wirklich auch draußen benutzen, wo immer man möchte.

IGM: Wie wichtig sind eigentlich unterschiedliche Preisstufen für eure Produkte?

Bernard: Die Games-Publisher analysieren ihren Kundenstamm sehr genau. Sie arbeiten sehr hart dafür, dass jeder Fan genau das Produkt bekommt, das er braucht. Deshalb bringen manche Publisher mehrere Collector‘s Editions zu unterschiedlichen Preisen auf den Markt, damit jeder das für ihn passende Produkt finden kann. Die Leute gehen sorgsam mit ihrem Geld um und sind sehr wählerisch – und deshalb halten wir es für sehr wichtig, einen wettbewerbsfähigen Price Point zu haben. Und deshalb haben wir wir uns entschlossen, unsere Gaming-Lampen für 29,90 Euro anzubieten. Das macht sie für die Leute – auch für die jüngeren – erschwinglich.

IGM: Thomas, wie siehst du das? Wie bereitwillig geben deutschen VerbraucherInnen Geld für Merch aus?

Schütterle: Ich glaube, selbst wenn die Leute ihr Geld zusammenhalten – und auch wenn jüngere Leute kein großes Budget haben –, geben sie ihr Geld sehr zielgerichtet aus. Sobald sie von einer bestimmten IP oder einem bestimmten Produkt überzeugt sind, investieren sie ihr Geld. Das würden sie nicht bei x-beliebigem Merch aus China tun, aber wenn sie die Qualität eines Produkts erkennen, tun sie es. Die Preiskategorien, die Neamedia bietet, sprechen fast jeden an. Betrachten wir nur einmal die Produktpalette zu Der Kleine Prinz: Sie reicht von 15 Euro bis hoch zu 750 Euro. Jeder wird also das Passende für sein Budget finden. Kurz gesagt: Wir freuen uns sehr darauf, mit Neamedia – zunächst in Deutschland und Österreich – zusammenzuarbeiten. (Achim Fehrenbach)

IGM 04/24
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